Gelungene Bürgerfahrt zur Gießener Hütte

Die meisten Gießener in Stadt und Landkreis dürften wissen, dass es eine Gießener Hütte gibt.  Aber nur die wenigsten haben sie schon einmal besucht. 16 heimische Wanderfreunde haben soeben diese Dependance des heimischen Alpenvereins in Kärnten auch persönlich kennenlernen  und genießen dürfen. Auch das Maltatal in den Hohen Tauern ist ihnen nach der Rückkehr von einer gelungenen Bürgerfahrt für Nichtmitglieder nun vertraut.

20 Teilnehmer – darunter vier, die bereits die letztmalige Bürgerfahrt im Jahr 2008 erlebt hatten –  und vier Teamer nahmen die lange Anreise ins Maltatal in Angriff. Vom Quartier in Malta (843) aus ging es anderntags zunächst mit den Kleinbussen auf der spektakulären Hochalmstraße 1100 Höhenmeter hinauf hinauf zum Kölnbreinspeicher mit der größten Staumauer Österreichs. Von hier aus wurde zu Fuß zur Osnabrücker Hütte und zurück gewandert. Die meisten  marschierten entlang des Sees; eine kleine Gruppe nahm einen großen Umweg über die einsamen Elendtäter und war insgesamt acht Stunden unterwegs. Das störte die ausdauernden Wanderer aber nicht. Unangenehm war für sie nur, dass sie an diesem sonnigen Tag von einem kurzen Gewitter mit heftigem Wind überrascht wurden.
Zum Glück nur kurzzeitig nass wurden die Bürgerfahrer auch am zweiten Tag bei ihrer Wanderung entlang der sehenswerten „Malteiner Wasserspiele“ zur Gmünder Hütte. Am Nachmittag wurde das unbeständige Wetter zu einem Ausflug in die „Kultur-und Künsterstadt“ Gmünd am Anfang des Maltatals genutzt.
Am vierten Reisetag ging es schließlich hinauf in die Ankogelgruppe im Nationalpark Hohe Tauern.  Schon die 12 Kilometer lange Anfahrt von Malta hinauf zum Gößkarspeicher war ein kleines Abenteuer. Denn am windungsreichen Ende der schmalen Zufahrt waren noch die Geröllmassen zu sehen, die – wie bereits berichtet – bei einem schweren Unwetter im vergangenen Oktober die Furten zerstört und die Straße unpassierbar gemacht hatten. Die letzten 600 Höhenmeter vom Parkplatz auf gut 1600 Meter hinauf zur Gießener Hütte galt es samt Gepäck zu Fuß zurückzulegen.
Murmeltiere und Schneefelder
In den folgenden zweieinhalb Tagen erlebten die Wanderfreunde hautnah, was es heißt, im Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze unterwegs zu sein: steglose Bachüberquerungen, Murmeltiere, Schneefelder, Geröllhänge, Schürfwunden, rutschiger Fels, Gipfelschnaps, Blockschutthalden. Klar wurde, dass in der Umgebung der Hütte auf 2215 Meter keine einfachen Spaziergänge möglich sind, außer auf der breiten Forststraße vom Gößkarspeicher  herauf. Ansonsten muss beim Gehen der Blick immer auf den Boden gerichtet sein; Trittsicherheit ist überall erforderlich, bei einem Teil der Touren ist auch Schwindelfreiheit unerlässlich.
Da sich vier Betreuer (Klaus Ehgart, Jürgen Storch, Jens Agel, Guido Tamme) um die 20 Bergwanderer kümmerten, konnten bei der Tourenplanung  individuelle Wünsche und körperliche Voraussetzungen gut berücksichtigt werden. Den aussichtsreichen Winterleitenkopf, 300 Meter direkt oberhalb der Hütte gelegen,  bewältigten alle. Längste Unternehmung war mit sieben Stunden die Wanderung zur Schneewinkelspitze (3016 m); vier der sieben Teilnehmer standen zum ersten Mal in ihrem Leben auf einem Dreitausender und genossen den Panoramablick rundum. Ungewöhnlich aber auch: Auf dem Gipfel herrschte bei wolkenlosem Himmel absolute Windstille. Mit Schrecken sahen und hörten die Mittelhessen indes  einen veritablen Felsturz, der sich in Luftlinie etwa zwei Kilometern Entfernung ereignete.
Zufrieden waren die Wanderfreunde aber auch vor und nach den Touren: Die Verpflegung in der Gießener Hütte mit abendlichem Drei-Gänge-Menü war tadellos. Und auf die Enge beim Schlafen – 14 Männer in einem 14-Bett-Lager, zehn  Frauen in einem Lager mit zehn Plätzen – war man vorbereitet; eine alpine Hütte ist eben kein Hotel.

 

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