Acht Frauen, sechs Etappen, fünf Hütten und traumhafte Ausblicke wohin das Auge auch nur reichte – die
Lechquellenrunde. Es war eine wunderschöne Woche in den Bergen, wenn auch sehr heiß und
mit fast täglicher Gewitterwarnung gegen Nachmittag. Doch glücklicherweise ist das
Lechquellengebirge, welches im Voralberg liegt und seinen Titel dem Lech verdankt, ein sehr
sattes Gebirge mit viel Wasser, Seen und kleinen Flüssen. Zum einen beschenkte uns diese
Tatsache satte Blumenwiesen und viele Murmeltiere, aber auch Abkühlung! Diese konnten wir wirklich
gut gebrauchen. Die Hitze ließ uns nicht nur schwitzen, sondern machte den ein oder anderen
Anstieg gleich doppelt anstrengend. Gerne nutzten wir also die Möglichkeiten, zwischendrin zu
baden, und sprangen gleich zwei mal ins kühle Nass.
Doch schauen wir noch einmal zum Anfang: Montags starteten wir früh morgens mit dem Auto in
Gießen, sechs Stunden später ging’s in der Mittagshitze knapp 800 hm rauf zur ersten Hütte. U! Die
Göppinger Hütte empfing uns dann glücklicherweise bei traumhaften Wetter, einer angenehmen
Brise, leckerem Essen und mit alkoholfreiem Weizenbier. Doch müde von der langen Anreise und dem
heißen Anstieg, fielen wir nach einem romantischen Sonnenuntergang schon früh in unsere
Lagerbetten und verbrachten teils gut, teils schlecht die erste Nacht.
Am nächsten Tag ging’s nach dem ausgiebigen Frühstück zur Göppinger Hütte. Viel Sonne, 10
km, knapp 900 hm im Aufstieg, eine Einkehr, steile Abstiege, Kühe, Murmeltiere und sogar
Schneefelder erwarteten uns an diesem Tag. Aufgrund der Hitze und teils anspruchsvollem
Gelände zog sich die, wenn auch landschaftlich vielseitige Etappe, ganz schön in die Länge. Doch
dann endlich war sie da, traumhaft gelegen auf 2245 m, die sehnsüchtig erwartete Göppinger
Hütte!
Und nach einer besseren Nacht im Mehrbettzimmer, dank deutlich mehr Frischluft, stand plötzlich
schon Etappe drei an. Über den Steinmeyerweg oder auch Freiburger Höhenweg genannt ging es
vorbei an den Johannesköpfen und weit oberhalb des Lechs über Steine, Schotterpisten und
kleinere Schneefelder in Richtung Freiburger Hütte. Immer dabei: gute Laune, viel Konzentration
und die atemberaubende Landschaft des Lechquellengebirges. Nach einem sehr steilen Abstieg
erreichten wir während der Etappe einen kleinen Bergsee. Hier machten wir Rast, gingen baden,
genossen unsere Käsebrote und das einfache Treiben in den Bergen. Weiter ging es durch eine
hobbitartige Landschaft Richtung Formarinsee (2015 zum der schönsten Ort Österreichs gekürt), die Rote
Wand und unser Ziel, die Freiburger Hütte. Abends ganz erschöpft, waren wir uns dann alle einig,
dass das eine Wahnsinnsetappe war, die vielleicht schönste der Woche.
Doch auch der nächste Tag bescherte uns beeindruckende Erlebnisse. Über das Steinerne Meer
ging es hoch zum Gehrengrat auf 2.439 m. Der Gehrengrat, ein mit Gras bewachsener
langgezogener Berg, war für diese Woche der höchste Punkt der Tour. Dank Sonnenschein und
klarer Sicht hatten wir von dort oben tolle Ausblicke über das gesamte Lechquellengebirge
und noch weiter – ob Kuchenspitze im Verwall oder Piz Buin im Silvretta – wir konnten richtig weit
blicken. Runter ging’s dann über satte Wiesen bis zum Spullersee. Diesen nutzten wir erneut für
ein erfrischendes Bad, bevor wir unser Tagesziel erreichten, die Ravensburger Hütte. Auf der
Sonnenterrasse gab es Apfelstrudel, Johannisbeerschorle und müde, aber strahlende Gesichter.
Nach mehr oder weniger erfolglosem Blumenbestimmen schliefen wir in einem kleinen Lager
unterm Dach mit Blick in den Sternenhimmel.
Plötzlich stand schon die letzte lange Etappe an. Mit mehr als 1200 hm im Anstieg ging es also
nochmal zur Sache. Und wie sollte es in dieser Woche auch anders sein: Es war heiß!
Glücklicherweise teilten sich der Anstieg in zwei längere auf: einen Anstieg gab es am Vormittag
und den zweiten dann vom Talort Zürs hoch zur Stuttgarter Hütte. Mittagspause machten wir am
Zürser See, wunderschön, aber sehr vom Skigebiet und den umliegenden Bahnen geprägt. Eine
Sommerbahn brachte uns hinunter ins Tal. So sparten wir uns nicht nur einen elenden Abstieg,
sondern genossen eine 15-minütige Bahnfahrt, bei der wir etwas Kraft tanken konnten. Dank der
neu gewonnen Energie schafften wir die weiteren 600 hm zur Stuttgarter Hütte problemlos ;-). Hier
verbrachten wir nach nettem Empfang des Teams einen sonnigen Nachmittag auf der Hütte und
aßen wohl das mit Abstand leckerste Abendessen der ganzen Woche. Das nepalesische
Pächterpaar und seine Angestellten zauberten nepalesisches Essen vom Feinsten.
Für unsere letzte Etappe hinunter nach Lech wurde für mittags das erste Mal Regen gemeldet. Wir
entschieden uns also für den direkten Weg zur Rükopfbahn, die uns später ins Tal brachte. Der
Weg war aber nicht weniger schön und mit der Aussicht, ein paar Steinböcke zu sichten, brachen
wir also nach einem ausgiebigem Frühstück als letzte Gruppe auf. Steinböcke sahen wir zwar
keine, standen dafür aber mitten in einer Wolke. Wir nahmen es mit Humor und genossen das
letzte Stück Einsamkeit. Sitzend auf einer Wiese nahmen wir uns nochmal ein paar Minuten, um
so richtig die Berge und gute Luft einzuatmen, jede für sich. Kurze Zeit später stiegen wir auch
schon in Lech aus der Gondel und standen in voller Wandermontur mitten im Ort. Schnell ging’s
in unser hübsches Hotel auf ein Stück Kuchen und Getränke. Wio genossen am Nachmittag die
Hotelsauna und aßen lecker zu Abend, bevor wir nach einer ruhigen Nacht sowie einem extrem
leckeren Frühstück am Sonntag, aufgeteilt in zwei Autos, bei strömendem Regen die Heimreise
antraten.
Rückblickend war es für mich eine wirklich schöne erste Tour als Wanderleiterin. Vom Wetter, über
die Gruppe bis hin zur Route und den Hütten hat eigentlich alles gestimmt. Na klar hätte die eine
oder andere Sache vielleicht etwas anders laufen können, aber vermutlich sind genau das die
Situationen, aus denen ich und wir alle am meisten lernen. Vielen Dank also an meine Gruppe –
danke für euer Vertrauen und diese wunderbare gemeinsame Erfahrung.
PS: Meine Tour für den Sommer 2025 ist bereits geplant und wird hoffentlich genauso schön –
Lust dabei zu sein? Dann schau in unserem Programm vorbei. Klara Milow